(Erschienen in der Ausgabe 2010 desHeimatjahrbuchs für den Kreis Mainz-Bingen)
Worum es in dem Text konkret gehen wird, fragen Sie sich? Nun, vielleicht kann ich Ihnen mit dem folgenden „Amuse Gueule“ einen kleinen, aber feinen Vorgeschmack auf das Kommende geben:
Forte Rivoli
„Wer eine Ausflugsfahrt entlang des gewundenen Flussbetts des Adige unternimmt, kommt auf dem Weg, der ihn durch Venetien in Richtung Verona führt, an mehreren mächtigen Wehrbauten vorüber. Neugierigf ragt sich der Reisende, was es mit diesen massiven Bauwerken wohl für eine Bewandtnis gehabt haben mag. Wen sollten sie schützen? Wen sollten sie fernhalten? Wer hat sie errichtet und zu welcher Zeit? Beiden Festungsanlagen, die sich zum Beispiel bei Rivoli und Ceraino erheben und den historisch interessierten Reisenden zur Besichtigung einladen, handelt es sich um steinerne Zeugen aus der Zeit des Kampfes um die Schaffung des italienischen Nationalstaats. Diese Phase, die auch als „Risorgimento“ (italienisch für Wiedergeburt) bezeichnet wird, erstreckte sich über fast sieben Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts. Auch in dem zu Venetien gehörenden Teil des Etsch-Tals, also des Val d’Adige, war es seinerzeit zu Schlachten und Scharmützeln gekommen, die unzählige Menschen das Leben gekostet haben. Ausgefochten wurden sie vornehmlich zwischen den Österreichern und den Einwohnern Venetiens, das seit dem Wiener Kongress 1815 von Österreich beherrscht wurde. Die Unterordnung unter den Willen der in Wien regierenden Dynastie der Habsburger war den Venetern stets ein Dorn im Auge, weshalb sie immer wieder dagegen aufbegehrten. Doch erst 1866 gelang es ihnen, sich von der ungeliebten österreichischen Vorherrschaft zu befreien und Teil des italienischen Nationalstaats zu werden.Die Befestigungsanlagen, auf die der neugierige Reisende bei seiner Fahrt durch das malerische Val d’Adige immer wieder stößt, hatten demnach keinen anderen Zweck, als die aufrührerischenVeneter und ihre italienischen Verbündeten in Schach zu halten, um zuverhindern, dass Österreich seine Macht über das wirtschaftlich und strategischwichtige Venetien verlor. Diejenigen, die die mächtigen Wehranlagen entlang des oftmals türkisblauen Wassers des Adige errichtet hatten, waren also die Österreicher, und die, die sie zu erstürmen trachteten, die Italiener.“